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Gender Pay Gap – Wird es je minimiert werden können?

Ein Artikel des Standard „Geschlechtergerechte Verteilung von Filmfördermitteln beschlossen“, datiert mit dem 21.April 2021, verfasst von Dominik Kamalzadeh, lässt wissen, dass der Aufsichtsrat des österreichischen Filminstituts (ÖFI) eine Richtlinie mit dem 1.Juli in Kraft setzen möchte, wodurch die Frauenquote, die zurzeit bei ca. 30% im beruflichen Filmsektor liegt, deutlich angehoben werden sollte. Bis 2024 sollte hier eine Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht sein. Und wie soll dies umgesetzt werden?
Mithilfe von Fördermitteln im Zuge des „Gender-Budgetings“. Vor allem wird hier aber noch ein konkreter Plan gefordert, da nun das Modell so ausgelegt ist, dass keine Sanktionen verhängt werden, sofern das Ziel bis 2024 nicht erfüllt ist. 

Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft, drückt nach der Bekanntgabe dieses Vorhabens aus, wie essentiell für ihn Gleichstellung sowie Diversität sind. Auch im Zuge des Festsetzens von „Gender-Budgeting“ in den beschlossenen Förderrichtlinien des ÖFI sieht er einen entscheidenden Schritt in Richtung „Gleichstellung, Chancengleichheit und Vielfalt in der Filmbranche“.

Nun, alles gut und schön. Diese Neuigkeiten lassen einen Schimmer Hoffnung für die Umsetzung der Werte Gleichstellung und Chancengleichheit durchdringen. Irgendwo muss man Initiativen setzen, um zu einem großen Ziel zu gelangen, in diesem Fall in der Filmbranche, wobei es hier auch noch an Konkretisierung fehlt. Hier sollte also nochmals betont werden, dass es nur „ein Schritt“ in Richtung Gender-Gleichheit ist, denn grundsätzlich haben wir hier noch einen langen Weg vor uns.

Wenn man nun auf der offiziellen Internet-Seite des Bundeskanzleramts den Terminus „Gender Pay-Gap“ eintippt, erfährt man unmittelbar in den ersten Sätzen: „Obwohl in den letzten Jahren Verbesserungen umgesetzt und dadurch die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede verringert werden konnten, zählt Österreich nach wie vor zu den EU-Ländern mit dem größten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Diese Differenz wird meist mit dem EU-Indikator Gender Pay Gap veranschaulicht. In Österreich lag der Gender Pay Gap laut Eurostat 2019 bei 19,9 Prozent, und damit deutlich über dem EU Schnitt (EU-27) von 14,1 Prozent.“

Wie wirkt das auf Sie? Was könnte diese ungerechte Verteilung von Einkommen für einen Grund haben? Wieso beziehen Männer in Österreich grundsätzlich einen höheren Lohn als Frauen?

Der besagten Internetquelle zufolge, ist ein Drittel des Gender Pay Gaps erklärbar durch Qualitäten wie „Branche, Beruf, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit und Arbeitszeitausmaß.“ Des Weiteren steht geschrieben, dass die restlichen zwei Drittel nicht statistisch auf diese Merkmale zurückzuführen sind. Ebenfalls findet sich in diesem Dokument eine Auflistung von Maßnahmen um das Gender Pay Gap deutlich zu minimieren.

Lange Rede, kurzer Sinn. Dieses Gender Pay Gap, nun vor allem in Bezug auf Österreich, ist ein Symbolstatus für unsere ungerechte, geschlechterspezifische Einkommensverteilung. Die Gründe dafür sind schwer auswertbar und können oft nicht anschaulich erklärt oder belegt werden. Ein häufig genannter Faktor wäre beispielsweise die Begründung der männlichen Überbesetzung der Führungspositionen. Frauen wären diejenigen, die grundsätzlich in Karenz gehen und aufgrund einer unterbrochenen Zugehörigkeit am Unternehmen diese Positionen nicht mehr wahrnehmen können, besser gesagt dürfen. Hier wird nämlich längerfristige Berufserfahrung und kontinuierliche Anwesenheit im Unternehmen vorausgesetzt. Das Arbeitszeitausmaß ist ebenfalls ein häufig genannter Faktor, denn Frauen könnten keine langen Arbeitszeiten realisieren, arbeiten meist in Teilzeit, da sie eine Familie haben, um die es sich „zu kümmern gilt“. Begründungen und Ausreden für diese geschlechterspezifische Einkommensverteilung scheinen kein Ende zu nehmen. Fakt ist, Frauen werden in unserer Gesellschaft immer noch aufgrund ihres Geschlechts stigmatisiert und diskriminiert, wodurch auch in vielerlei Hinsicht weniger Chancen offen stehen.

Doch vielleicht sollten wir auch die positiven Initiativen für Gendergleichheit hervorheben, die auf der Internetseite des Bundeskanzleramts angeführt sind. Zunächst steht eine Online-Plattform namens „Meine Technik“ zur Verfügung. Diese soll als „Informationsmaßnahme“ dienen, zur Erweiterung der Karriereperspektiven für Mädchen und Frauen, vor allem im „technischen und naturwissenschaftlichen“ Bereich, so steht es geschrieben. Ein weiterer angeführter Punkt: Die Realisierung von Vollzeitstellen für Frauen soll vermehrt ermöglicht werden durch den Aufbau „ausreichender und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuungs- und Pflegeplätzen“. Außerdem soll es hier noch ein kollektives EU-Projekt geben, in dem die Väter in der Erziehung ihre Rolle stärker realisieren sollten, um die Frau zu unterstützen und ihr ebenfalls mehr Chancen zu ermöglichen. Zudem gibt es Projekte wie „Frauen in Führungspositionen. Women are top!“, die gezielt versuchen, Frauen in „wirtschaftlichen Führungs- und Entscheidungspositionen“ zu sehen.

All dies klingt, wieder mal, sehr toll und hoffnungsvoll. In der Umsetzung dieser dürfte es allerdings noch Mangel geben, wie es uns die Entwicklung des Gender-Pay Gaps darstellt. Die Zukunft hält viele Möglichkeiten bereit, Schritte in Richtung Chancengleichheit und Gleichstellung von Geschlechtern zu gehen. Wir werden sehen, was passiert.

 

Erwähnte Artikel:

https://www.derstandard.at/story/2000126025858/geschlechtergerechte-verteilung-von-filmfoerdermitteln-beschlossen

https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gleichstellung-am-arbeitsmarkt/einkommen-und-der-gender-pay-gap.html

 

 

2 thoughts on “Gender-Gleichheit im Beruf

  1. Welche Rolle kommt der schulischen Bildung zu? In welcher Weise wirkt die Schule auf diese Verhältnisse stabilisierend? Wo liegen Ansätze dies aus der schulischen Erziehungsperspektive günstig zu beeinflussen?

    1. Die schulische Erfahrung hat mir bewiesen, dass diese klassischen, stereotypischen Rollenbilder ebenfalls dort vertreten werden. Beispielsweise war es Gang und Gebe in der Unterstufe als Mädchen ins textile Werken zu gehen und nicht ins Technische. Vor allem die Jungen hätten sich aufgrund dieser Annahme „Technisches Werken ist männlich“ niemals in den textilen Werkkurs getraut. Um nur ein Beispiel von vielen zu nennen. Auch der „typische Männersport“ Fußball wurde nie im Turnunterricht der Mädchen gespielt, obwohl hin und wieder auch das Interesse und die Lust dazu da gewesen wäre. Die Schule wirkt daher auf die derzeit geltenden Verhältnisse schon dementsprechend stabilisierend. Eine günstige Beeinflussung könnte man als Lehrperson beispielsweise umsetzen, indem man genau diese stereotypischen Eigenschaften und Beschäftigungen, die entweder Frauen zugeschrieben werden oder eben nur Männern, vermeidet und dies nicht einmal erwähnt, sondern für jedes Individuum in der Klasse einen Raum schafft, in dem sie über Dinge sprechen können, Sportarten ausüben können, etc. die sie wirklich wollen, unabhängig von den klassischen Grundannahmen, die leider immer noch unser Gesellschaftssystem beherrschen. Natürlich ist es als Lehrperson auch eine schwierige Aufgabe, die Lernenden dahingehend in eine offene und tolerante Perspektive zu bringen, denn die Gesellschaft im Sinne der Peers, Familien, etc. gibt grundsätzlich einen ganz anderen Ton an…

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