Linguizismus
Verfasst von Lena Lesslhumer & Sarah Hammelmüller
Kinder mit andere Erstsprache als Deutsch sind schon lange nicht mehr nur in den Großstädten auffindbar. Die Sprachenvielfalt gehört in den österreichischen Schulen schon längst zum Alltag. Denn Fakt ist, mehr als die Hälfte der in Wien lebenden Schüler*innen haben eine andere Muttersprache als Deutsch, das ist die Realität.
Oftmals ist es so, dass Kinder und Jugendliche im Elternhaus und in ihrer Freizeit in ihrer Muttersprache reden, aber im Schulalltag auf Deutsch „umswitchen“. Häufig hat das zur Folge, dass sie ihre Muttersprache nur noch mangelhaft beherrschen und Deutsch nur spärlich anwenden können. Liegt es am Schulsystem selbst, an den Lehrkräften oder doch an der Unterstützung zu Hause?
Ein großes Problem stellt die alltägliche Diskriminierung der Schüler*innen dar. Kein Schultag vergeht, an dem ein*e Schüler*in nicht aufgrund seines*ihres Nachnamens, der anderen Aussprache oder des etwas anderen Aussehens diskriminiert wird. Diese Art von Ausgrenzung wird auch als Form von Rassismus bezeichnet und wird Linguizismus genannt.
Mir stellt sich immer wieder die Frage, wie wir als angehenden Lehrer*innen diese Probleme, welche zunehmend relevanter werden, bekämpfen können. Nicht zuletzt deshalb, weil man sich auch selbst hin und wieder dabei ertappt, ungewollt in genau diesen Kategorien zu denken und sich unbewusst schon im Vorhinein, ohne tatsächliche Fakten zu haben, ein Bild von einem anderen Menschen zu machen. Gerade hier ist es von Nöten, immer wieder die eigenen Meinungen diesbezüglich zu reflektieren und so in puncto Aussagen oder Verhalten größtmögliche Objektivität gegenüber anderen zu gewährleisten.
Des Weiteren soll, wie es Melisa Erkurt in ihrem Buch „Generation haram: Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben“ im Kapitel „Wieso können Sie so gut Deutsch?“ erfasst, das generelle Problem der Mehrsprachigkeit bereits im Kindergarten thematisiert werden.
Um die Sprachentwicklung geeignet für alle Kinder zu fördern, ist der ständige Kontakt mit der Sprache Voraussetzung, Bilder- sowie Hörbücher begünstigen das Lernen. In Ausnahmefällen sollte immer ein Logopäde zur Verfügung stehen. Des Weiteren sollte man nicht gegen, sondern mit Hilfe der Muttersprache die Sprachentwicklung fördern.
Aber wie bereits erwähnt, ist nicht nur die Fähigkeit des Sprachgebrauchs, sondern die allgegenwärtige Diskriminierung eine große Problematik.
Nach Deutsch sind Türkisch und Serbisch in Österreich die meist gesprochenen Sprachen. Jedoch fällt das kaum jemanden auf. Die Diskriminierung beziehungsweise das Zurechtweisen, dass in Österreich ohne Ausnahme Deutsch gesprochen wird beginnt bereits am Schulhof. Es kommt nicht selten vor, dass Schüler*innen von Lehrkräften oder Mitschüler*innen ermahnt werden gefälligst Deutsch zu sprechen.
In Bezug auf die Diskriminierung sei auch erwähnt, dass besonders das Sprechen von nicht romanischen Sprachen als verpönt gilt oder oft als Nachteil für das Erlernen von anderen Sprachen wahrgenommen wird, was natürlich absolut nicht stimmen kann.
Bricht man die Mehrsprachigkeit herunter so fällt auf, dass jede*r einzelne, egal ob mit Migrationshintergrund oder nicht, tagtäglich unterschiedliche Sprachen nutzt: Innerhalb der Familie wird im Dialekt gesprochen, unterhält man sich über technische Phänomene so kommt man um Termini aus dem Englischen nicht herum. Holt man sich in der Mittagspause etwas zu Essen bestellt man einen Kebap, abends genießt man Spaghetti Bolognese.
Auch wenn es so mancher vielleicht möchte während sieer sich auf Traditionen besinnt, man kann Mehrsprachigkeit nicht entfliehen. Nutzen wir sie als Chance nicht nur unsere Sprache, sondern auch unser Denken weiterzuentwickeln.