Soziale Anerkennung

Anerkennung – Grundlage für soziale Orientierung in Organisationen

Anerkennung ist ein zentrales Element sozialer Gemeinschaften so wie es auch Organisationen und Betriebe sind. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass konsistente leistungsfähige Gemeinschaften überhaupt erst entstehen und überdauern können. Gerade unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit (Sustainability), welcher aktuell als zentraler Gedanke für ökonomisch verantwortliches Agieren seine Renaissance erlebt, ist ein differenzierter Blick auf dieses Thema notwendig. Soziale Systeme sind in ihrer Natur hierarchisch geprägt. Das bezieht sich auf einen technokratisch funktionalen Bereich und weiters auf den persönlichen Beziehungsbereich allgemeiner Natur.

In Bezug auf den formalen Aspekt ist meist ein klares Bild gegeben. Beginnend mit der Betriebsleitung bis hin zu MitarbeiterInnen welche die primäre Leistung der Unternehmung erbringen (Dienstleistung, Produktion etc.), sind Aufgaben und Verantwortlichkeiten mit den entsprechenden Positionen verbunden.

Ein Ordnungsprinzip dabei lautet, – welchen Beitrag leistet ein Mitglied einer Organisation für das Gedeihen dieser. Die Anerkennung dieser Gegebenheiten ist für das Funktionieren und Überleben einer Organisation von primärer Bedeutung und Verstöße dagegen haben entsprechende Konsequenzen. Dies kann bedeuten, dass disziplinäre Sanktionen erfolgen, die bis zum Ausschluss reichen können oder die Organisation entwickelt dysfunktionale Strukturen.

A) Die soziale Orientierung einer Unternehmung ist auf das Funktionieren dieser ausgerichtet und beruht auf wechselseitiger Anerkennung positionsbezogener Aufgaben und Verantwortlichkeiten der jeweiligen FunktionsträgerInnen.

Ganz unabhängig von der funktionalen Ordnung kann der Beitrag der einzelnen Organisationsmitglieder für das gute Funktionieren des Betriebes selbst sein. Der geleistete Einsatz wird zwar über entsprechende Gehalts- bzw. Entlohnungssysteme ausgeglichen, neben dem monetären Bereich gibt es aber Leistungen die nicht in Geld abgegolten werden bzw. abgegolten werden können. Diese oft auch ideellen Leistungen der MitarbeiterInnen sind jedoch entsprechend zu würdigen und somit anzuerkennen. Daraus entsteht ein weiterer Grundsatz an dem sich Anerkennung im beruflichen Umfeld orientiert:

B) Der Einsatz für das Ganze (Loyalität, Krisenmanagement, Sorgfalt, Notfälle, Überbrückung von Engpässen …) geht nicht zwingend im Gleichklang mit der funktionalen Position und schafft so ein eigenes Ordnungsprinzip. Die wechselseitige Anerkennung dieser Leistungen stabilisiert die soziale Struktur einer Organisation und macht sie auf Sicht leistungs- und wettbewerbsfähig.

Den beiden Punkten, Anerkennung funktionaler Gegebenheiten und Anerkennung für das Ganze folgt das Kriterium der Betriebszugehörigkeit. Die Dauer der Zugehörigkeit zu einer Organisation ist ein Verdienst an sich, insbesondere im Hinblick auf die in einem solchen Zeitabschnitt für die Unternehmung erbrachten Leistungen.

C) Anerkennung der zeitlichen Zugehörigkeit zu einer Organisation.

Aus der Sicht einer Organisation bzw. Unternehmung ist dann in Folge noch ein vierter Punkt von Belang. Dies betrifft den Rang im Sinne von Lebenserfahrung. Das heißt die/der Ältere geht vor der/dem Jüngern. Die Würdigung und Anerkennung des Lebensalters ist somit der vierte Bereich im Rahmen organisationaler sozialer Ordnungsprinzipien:

D) Die/der an Lebensjahren Ältere hat ihren/seinen Rang vor der/dem Jüngeren.

Umgekehrt ist gemäß diesem Grundsatz aber auch abzuleiten, dass die Älteren Verantwortung für die Jüngeren tragen.

Im allgemeinen Lebensbezug, abseits der betrieblichen Gegebenheiten, ist die hierarchische Abfolge dieser Grundsätze meist umgekehrt, im Kontext von Organisationen sind sie aber in dieser hierarchischen Struktur zu beachten. Anzumerken ist, dass jeweils alle vier Bereiche relevant sind und die Realität im Arbeitsumfeld beeinflussen. Diese vier Anerkennungsprinzipien sind für das gute Überleben einer Organisation Voraussetzung. Sie fördern das Commitment und die Tragfähigkeit der sozialen Strukturen.

Wenn Sie wissen möchten, wie es um das Thema soziale Anerkennung in ihrer Organisation bestellt ist, dann reflektieren Sie zu folgenden Fragen:

  • Ist klar gestellt, wer, wann, wo und wofür zuständig ist (von ganz oben bis nach ganz unten, oder umgekehrt)?
  • Wird diese Zuständigkeit und die damit verknüpfte Verantwortung auch wahrgenommen?
  • Wer leitet wo, wann und wen?
  • Wie werden Verdienste wahrgenommen und gewürdigt – über alle Ebenen hinweg?
  • Wie wird Anerkennung gelebt – über alle Ebenen hinweg?
  • Wie werden die Punkte A – D berücksichtigt und gelebt, wenn eine Mitarbeiterin, ein Mitarbeiter aus dem System ausgeschlossen wird (z.B. durch Entlassung, Kündigung, Pensionierung, …)
  • Darf um jemanden getrauert werden?
  • Wer gehört zur Organisation und wer nicht?
  • Wie gestalten sich offizielle und inoffizielle Rangordnungen?
  • Wer hat das Sagen (formal/rechtlich versus informell/verdeckt)?
  • Wie werden Nachfolgen geregelt?
  • Wer ist wem gegenüber loyal?
  • Wer hat was in den Betrieb eingebracht?
  • Wer fühlt sich wem gegenüber verpflichtet?
  • Werden die Leitungspersonen hinreichend gewürdigt?
  • Wo und wofür werden Sündenböcke gesucht?
  • Wie und an wen wird welcher Erfolg (ideell versus materiell) verteilt?
  • Welchen Platz nehmen die Kunden ein?

© 2009 Mag. Josef Eisner

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