Der Raum für Entwicklung wird maßgeblich durch die Erfahrung und Gestaltung von Selbst und Beziehung bestimmt. Selbst ist eine integrierte Einheit von rationalem Ich-Erleben und dem mehr von unbewussten Prozessen gesteuerten intuitiven Sein. Grundvertrauen in eigene Kompetenzen und das eingebettet sein in soziale Wirklichkeiten, Beziehungen, ist die zweite tragende Säule menschlicher Existenz und der menschlichen Entwicklung im Laufe der gesamten Lebensspanne. So bilden diese beiden Elemente die Basis meiner praktischen Arbeit als Berater und das Fundament meiner methodischen Konzepte.
In diesem Sinne ist Selbst und Vertrauen ein begriffliches Gefäß für grundlegende Elemente unseres Denkens und Handelns, uns selbst und anderen gegenüber. Das Selbst als solches ist eine integrierte Erfahrung von rationalem, absichtsvollem Denken einerseits und affektiven sowie emotionalen Empfinden andererseits. Dabei ist ersteres dem zielgerichteten systematisch sequenziellen Denken zuzuordnen, welches auch als intentionales Denken bezeichnet wird (s. Kuhl). Anders so beim affektiven und emotionalen Erleben, welches stark durch das intuitive und ganzheitliche Gewahrsein geprägt ist.
Leistung, etwas zu leisten, ist dem Wesen des Menschen tiefster Grund. Menschen wollen etwas leisten und sind mit Anstrengungsbereitschaft und Lust am Erfolg ausgestattet. Folgendes Beispiel: Ein Kind, das zu laufen lernt, hat einen unbändigen Leistungswillen, wird von seiner Umwelt in der Regel wohlwollend begleitet und in seinem Bemühen bestärkt und unterstützt. Was hier angesprochen wird, prägt ganz wesentlich die Entwicklung eines Kindes. Lustvoll Lernen wollen, uns anstrengen und etwas leisten, ist uns sozusagen in die Wiege gelegt. Leitende Fragen dabei; was will ich leisten und, was kann ich leisten?
(Zitat aus, Apropos, Nr. 196, Dezember 2019 [aus einem Interview mit David Steindl-Rast])
Welche Botschaft ist Ihnen […] wichtig [Bruder David]? … zu sagen: Fürchte dich nicht! Dabei muss man die wichtige Unterscheidung zwischen Furcht und Angst beachten: Angst ist unvermeidlich im Leben. Angst haben wir alle immer wieder, und je intelligenter und weltoffener wir sind, umso mehr. Aber wenn uns angst und bange wird, haben wir die Wahl zwischen zwei Haltungen: zwischen Mut und Furcht. Mut ist Vertrauen mitten in der Angst. Wenn man keine Angst hat, kann man auch nicht mutig sein. Angst ist ein Engpass im Leben. Furcht sträubt sich gegen die Enge, stellt die Borsten auf und bleibt in der Angst stecken. Durch Vertrauen wird die Angst zwar nicht weniger, aber sie hört auf, sobald man durch die Enge durch ist. Wenn wir zurückschauen auf unser Leben, sehen wir, dass wir immer wieder durch große Ängste gegangen sind. Und je größer die Angst war, umso größer war die neue Geburt. Etwas Schönes ist entstanden, das nicht vorherzusehen war. Also fürchte dich nicht!
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
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