Man sollte meinen, dass die Steigerung der Effizienz und die Verbesserung von Technologien zu einer Reduzierung verwendeter Ressourcen und somit einem positiven Effekt für das betroffene Umfeld führt. Dass dies aber nicht genau so funktioniert, ist durch den Rebound-Effekt zu erklären. Dieser Blog beschäftigt sich mit eben jenem Effekt, wobei zuerst der Begriff selbst erklärt wird und in weiterer Folge verschiedene Bereiche beleuchtet werden, in denen dieses Phänomen auftritt. Zuletzt wird noch die Frage behandelt, ob es möglich wäre, diesen Effekt durch gewisse Rahmenbedingungen auszuschalten, bzw. inwieweit das in der heutigen Gesellschaft überhaupt möglich wäre.
Was ist der Rebound-Effekt? Vom Umweltbundesamt wird dieses Phänomen als eine Steigerung der Effizienz, die zu einem geringeren Ressourcenverbrauch führt, beschrieben. Dieses zeigt sich allerdings nicht, da durch einen geringeren Ressourceneinsatz auch die Kosten für den Verbraucher fallen und das jeweilige Produkt oder die Dienstleistung öfter genutzt oder weitere Produkte gekauft werden. Somit steigt die Belastung der Umwelt an, obwohl die Prozesse zumindest theoretisch nachhaltiger gestaltet werden als sie das zuvor waren (Umweltbundesamt, 2019).
„Grundsätzlich ist von einem Rebound-Effekt die Rede, wenn die Steigerung der Ressourceneffizienz nicht in vorgesehenem Maße zur Senkung des Ressourcenverbrauchs führt“ (Lutter, S., Giljum, S., & Gözet, B., 2016, S. 4).
Anschaulich ist das beispielsweise der Fall, wenn ein PKW durch Effizienzsteigerung günstiger wird und man sich daher beim nächsten Kauf eher für ein größeres Modell entscheidet, dass sich zuvor im Budget nicht ausgegangen wäre. Dieses Auto wird dann auch eher hergenommen, zum Beispiel für Kurzstrecken, anstatt dieselbe Strecke zu Fuß oder mit dem Rad zu bestreiten. Insgesamt bedeutet dies also eine höhere Belastung für die Umwelt, obwohl das einzelne Fahrzeug theoretisch energieeffizienter wäre als zuvor produzierte.
Wo kann dieser Effekt beobachtet werden? Der Begriff des Rebound-Effekts kommt ursprünglich aus der Energieökonomie und ist dementsprechend dann zu beobachten, wenn es um Auswirkungen auf die Umwelt geht. Wie im oberen, erklärenden Beispiel kann es sich dabei um die Produktion und Verwendung von PKWs handeln, wurde aber auch schon viel früher beobachtet, beispielsweise beim Einsatz von Glühlampen – die Einführung der Wolframwendel-Glühlampen löste im 20. Jahrhundert die Kohlenfadenlampe ab. Es wird bei gleicher Leistung nur etwa ein Viertel der Energie benötigt, jedoch entwickelte sich durch die billigere Produktion ein Produkt für die Masse und es wurden ungleich mehr Lampen verkauft, wodurch sich absolut gesehen die benötigte Energie in Form von Strom vervielfacht hat. Ebenso ist diese Tendenz bei der Weiterentwicklung von Fernsehgeräten zu beobachten.
Verschiedene Arten des Rebound-Effekts. Das Phänomen des Rebound-Effekts lässt sich in verschiedene Kategorien aufteilen: Einerseits gibt es den direkten Rebound-Effekt, wobei die Steigerung der Effizienz eines Produkts oder einer Dienstleistung zu einer größeren Nachfrage der Verbraucher führt und daher mehr gekauft wird, da das Produkt billiger geworden ist. Andererseits kann man den indirekten Rebound-Effekt erkennen; dieser setzt sich aus verschiedenen Teilbereichen zusammen. Es spielen inkorporierte Ressourcen eine Rolle, d.h. es gibt einen Mehraufwand, der erst in zweiter Linie zu einer Effizienzsteigerung führt. Außerdem zeigen sich sogenannte Sekundäreffekte, was bedeutet, dass es in Folge der Effizienzsteigerung zu einem ökonomischen Wachstum kommt. Die Summe aus direkten und indirekten Effekten ergibt zusammen den gesamt-wirtschaftlichen Rebound-Effekt, welcher nur durch die prozentuelle Änderung des Ressourcenverbrauchs geschätzt werden kann (Lutter, S., Giljum, S., & Gözet, B., 2016). Zusätzlich ist manchmal auch die Rede von einem so genannten Cross-Factor Rebound-Effekt, wobei es um Produktivitätssteigerung geht, die die Energienachfrage erhöhen kann. Wenn Arbeitsstunden frei werden, dann werden diese in der Regel auch wieder mit irgendeiner Tätigkeit gefüllt; die verschiedenen Tätigkeiten, die in dieser Zeit ausgeübt werden, sind alles Faktoren, die den absoluten Energieverbrauch anheben können (Santarius, T., 2012). Da die Abgrenzung des Rebound-Effekts von anderen Wachstums- und Strukturwandelprozessen sehr schwierig ist, können große Schwankungen in den Schätzungen entstehen, je nach Ansichten der Studien (Umweltbundesamt, 2019).
Wieso gibt es den Rebound-Effekt? Für die Entstehung eines solchen Phänomens werden sowohl finanzielle, regulatorische als auch sozialpsychologische Faktoren beachtet. Finanziell, da es in Folge der Effizienzsteigerung zu einer Kostensenkung kommt und somit mehr Geld übrig bleibt, welches dann weiter ausgegeben werden kann. Regulatorische Ursachen (auch Transformations-Effekte) treten auf, wenn neue Technologien übermäßig stark eingesetzt werden, wenn regulatorische Anforderungen günstig sind. Und letztlich sozialpsychologische Ursachen (auch mentale Ursachen), da teilweise dieses gestiegene Konsumverhalten nicht absichtlich auftritt („moral leak“) oder auch wenn der Kauf von umweltschädlicheren Produkten mit dem Kauf von nachhaltigeren Produkten steigt („moral licensing“), ganz nach dem Motto „das kann ich mir leisten, ich schaue ja sonst so auf die Umwelt“. Wichtig jedoch, nicht jede Steigerung des Konsumverhaltens ist mittels des Rebound-Effekts zu erklären, sondern nur, wenn dem eine Effizienzsteigerung vorausgeht (Lutter, S., Giljum, S., & Gözet, B., 2016).
Was müsste sich also ändern, sodass der Rebound-Effekt nicht mehr auftritt? Und kann es eine solche Gesellschaft überhaupt geben? Um ein Phänomen wie den Rebound-Effekt zu minimieren, müsste die Gesellschaft sich in ihrem Konsumverhalten von Grund auf ändern. Billigere Produkte aufgrund höherer Effizienz sparen bei Konsumenten in erster Linie Geld, wovon man sich wiederum weitere Produkte leisten kann oder die bereits gekauften vermehrt benutzen kann. Um aber den Rebound-Effekt zu verkleinern, müsste man diese effizienteren Produkte ebenso einsetzen wie die weniger ressourcenschonenden, ohne sich weiteres zu leisten. Es könnte bei Menschen die Angst entstehen, weniger für seinen Preis zu bekommen – wenn man sich mehr leisten kann, das aber nicht einsetzen und ausnutzen kann, wieso hat man sich dieses Produkt dann überhaupt geleistet? Es müsste sich also nicht nur das Konsumverhalten, sondern auch die Einstellung der Gesellschaft zu (materiellen) Gütern verändern. Negativ wirkt hier ein, dass der Rebound-Effekt viel zu wenig bekannt ist. Wer sagen kann, dass er oder sie energieeffiziente und sparende Produkte kauft, denkt meist nicht weiter, was die Übernutzung eben dieser Dinge auswirkt. Die Person selbst spart und hilft ja mit dem Kauf ressourcenschonender Güter, es wird nicht daran gedacht, wieviel öfter diese Produkte in der gesamten Gesellschaft verkauft werden. Die Einstellung der gesamten Gesellschaft zu ändern, klingt nach einer utopischen Welt, nach einem unmöglichen Ziel. Wie sollte das durchgeführt werden? Können Regeln oder Gesetze, die in der Politik entstehen und erlassen werden, diese Veränderung beeinflussen? Hilft beispielsweise eine CO2-Steuer, wie sie in Österreich ab Juli 2022 eingeführt werden soll? Problematisch an solchen Steuern ist meines Erachtens, dass dabei oft die Falschen getroffen werden – Menschen, die sowieso schon Probleme haben, sich ein Auto zu leisten, werden eher an einer CO2-Steuer leiden, als jene, die ohne weiteres mehrere Autos zuhause stehen haben und sich um Geld keine Sorgen machen müssen. Und nur weil sie dann Steuern auf Benzin oder Diesel zahlen müssen, wird ihre Einstellung und ihr Konsumverhalten sich wahrscheinlich eher weniger ändern als das der Personen, die zuvor schon finanzielle Schwierigkeiten hatten. Natürlich wird darüber gesprochen, dass das Geld in Form eines Klimabonus wieder an die Konsument*innen zurückgehen soll, aber Steuern bleiben trotzdem Steuern und auch wenn es Maßnahmen gibt, die diese abfedern sollen, bleibt im Endeffekt trotzdem die ärmere Gesellschaftsschicht daran hängen, die dann gezwungen sind, ihr Verhalten anzupassen. Hilft das nun weiter? Eventuell, getan ist es damit allerdings nicht. Denn es behandelt weiterhin nur Symptome des Klimawandels und der Probleme, die durch erhöhten Energieverbrauch entstanden sind – unter anderem in Folge von Rebound-Effekten.
Meines Erachtens nach ist ein wichtiger Schritt die Aufklärungsarbeit. Viel zu wenige Menschen wissen über Rebound-Effekte Bescheid und denken, sie würden ja sowieso energiesparend unterwegs sein, während sie immer noch mehr (effiziente) Produkte einkaufen. Sinnvoll könnte es beispielsweise sein, Informationsevents zu organisieren, den Effekt in der Schule im Rahmen des Politische Bildung- oder Geografie-Unterrichts zu besprechen, oder auch Informationsblätter per Mail oder Post auszuschicken, um so mehr Haushalte zu erreichen. Ebenfalls als einen interessanten Ansatz würde ich finden, genau entgegengesetzt des jetzigen Systems vorzugehen: Diejenigen, die tatsächlich energieeffizient und bewusst leben, zu belohnen, anstatt Steuern einzuführen und das „Schlechte“ zu bestrafen. Ob das allerdings in einer so veränderungsallergischen Welt möglich ist, lässt sich diskutieren.
(verfasst von Elena Schüssling)
Literatur:
Lutter, S., Giljum, S., & Gözet, B. (2016). Rebound-Effekte. Inputpapier für die Implementierung von RESET2020. Forschungsgruppe „Nachhaltige Ressourcennutzung“, Wirtschaftsuniversität Wien (Hrsg.). Wien.
Santarius, T. (2012). Der Rebound-Effekt. Über die unerwünschten Folgen der erwünschten Energieeffizienz. In Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (Hrsg.), Impulse zur WachstumsWende (5). Wuppertal.
Umweltbundesamt (2019). Rebound-Effekte. Zugriff unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/oekonomische-rechtliche-aspekte-der/rebound-effekte (12.11.21).