Chancengleichheit in der Bildung in Österreich
Verfasserin: Lara Dürnberger
Jedes Kind sollte dieselben Chancen auf Bildung haben. Leider ist diese selbstverständliche Forderung nicht so einfach umzusetzen. Man kann nicht behaupten, nur weil jemand in ärmlicheren Verhältnissen aufwächst, wird diese Person es sowieso nie weit bringen in der Schule, und doch bewahrheitet sich dies oft. Auch Vorurteile, dass Kinder, deren Eltern eine höhere Bildung genossen haben, auch später einmal ein Studium abschließen, stimmen nicht immer, und doch stehen die Chancen, dass Eltern ihre Kinder für die Bildung begeistern können, wenn sie selbst sehr gebildet sind, höher. Diese Kinder haben in Österreich eine größere Chancenmöglichkeit auf Bildung als Kinder aus bildungsfernen Haushalten.
Der im Standard veröffentlichte Artikel „Bildung wird in Österreich überdurchschnittlich vererbt“, beschäftigt sich mit genau dieser Thematik. Österreich schnitt im Vergleich mit anderen Industrienationen in der Pisa-Studie 2015 viel schlechter ab. Wenn man sich die Zahlen genau ansieht, erkennt man, dass in Österreich der sozioökonomische Hintergrund die Bildung von Kindern mehr als in einigen anderen Ländern Europas beeinflusst.
Auch die naturwissenschaftlichen Leistungen in der Pisa-Studie 2015 zeigen, dass die österreichischen Schüler und Schülerinnen nicht gut abschnitten. Mit 88 Punkten lagen sie zwar über dem OECD-Schnitt, jedoch lagen die Leistungen des laut Sozialstatus untere Viertel deutlich unter dem Durchschnitt.
Natürlich gibt es laut der Pisa-Studie 2015 Kinder, die aus benachteiligten Familien kommen und trotzdem ein gutes Ergebnis erreicht haben.
Nur zehn Prozent der Schüler aus bildungsfernen Schichten schaffen in Österreich ein Studium. Im Länderschnitt sind es 21 Prozent, also doppelt so viele! Im Rahmen einer Studie wurden 26- bis 65-Jährige befragt. Nur 29 Prozent gaben an eine höhere Bildungsstufe als ihre Eltern erreicht zu haben. Länder, wie Finnland und Südkorea kommen auf über 50 Prozent, der Durchschnitt der Teilnehmerländer liegt bei 41 Prozent.
Natürlich haben es Kinder aus bildungsfernen Schichten schwerer im Bereich der Bildung gut abzuschneiden. Zum sozialen Status zählen nicht nur Bildungsabschlüsse und Berufsausbildung der Eltern, sondern auch Faktoren wie das Vorhandensein eines Computers und Breitbandinternet im Haushalt. Diese Faktoren beeinflussen auch den Zugang zu digitaler Bildung. Wenn Kinder nicht sehen, dass Eltern Bücher und Zeitungen lesen, fehlt eine grundlegende positive Vorbildfunktion.
Auch der Aspekt, dass Kinder von Eltern, die einen Hochschulabschluss haben, später ebenfalls einen relativ hohen Bildungsgrad erreichen werden, beweist uns wie ungerecht Bildung für Kinder sein kann. Natürlich ist ein Kind engagierter in der Schule, wenn die Eltern es motivieren und ihm bestimmte Bildungsthemen näherbringen. Wenn auf Kinder zuhause Eltern warten, denen egal ist, welche Note ihr Kind in der Mathematik Schularbeit bekommen hat oder ob es brav seine Hausübungen macht, ist natürlich auch keine extrinsische Motivation vorhanden. Es werden viele sagen, Schüler und Schülerinnen müssen selbständig sein und ohne Hilfe der Eltern die Schule meistern. Doch wenn von außen, also von der Familie keine Motivation kommt, sehen sie auch keinen Grund gut in der Schule zu sein und weiter zulernen.
Die Frage ob Bildung in Österreich vererbt wird, kann man nur mit ja beantworten. Es gibt immer Ausnahmen: Kinder oder Jugendliche, die es trotz einfacher Verhältnisse, aus bildungsfernen Haushalten, schaffen einen hohen Bildungsgrad zu erreichen.
Doch von Gerechtigkeit kann man trotzdem nicht sprechen, wenn diese Kinder und Jugendliche sich Bildung erkämpfen müssen, während andere dieses Privileg als selbstverständlich sehen. Zu dieser Problematik können Lehrpersonen jedoch einen positiven Beitrag leisten, wenn sie Schüler und Schülerinnen von Anfang an gleichbehandeln, sie nicht abstufen in „leistungsschwächere“ Schüler. Als Lehrperson kann man zwar an privaten Schicksalen nichts ändern, jedoch kann und sollte man in der Schule versuchen, allen das gleiche ermöglichen: eine Chancengleichheit in der Bildung!