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Im Rahmen des Seminars haben wir das Kapitel „Abgrenzen, aber nicht abwerten“ aus dem Buch Wir. von J. Kohlenberger (2021) gelesen und dieses hat mich dazu veranlasst einen Beitrag zu schreiben.

In dem Buchabschnitt wird darauf eingegangen, dass Abgrenzen grundsätzlich nichts Schlechtes ist. Im Gegenteil, dieses Abgrenzen ist für die Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit und Identität sogar sehr wichtig: Durch das Feststellen, was ist „Ich“ und was ist „Fremd“ (zum Beispiel bezogen auf die Eltern oder eine andere Bezugsperson), kommt es zu einer persönlichen Entwicklung. Problematisch wird das erst, wenn das Abgrenzen zu einer Abwertung der abgegrenzten Personen führt, man spricht von Othering. Es werden hier einige Beispiele genannt, so etwa das Unterscheiden in Mann und Frau mit einer negativen Konsequenz für Frauen oder die „andere Sexualität“, die Homosexualität oder auch auf Religion bezogen, die „bildungsfernen Muslim*innen“. Merkmale, die dabei oft herangezogen werden, sind beispielsweise die Ethnizität, die Herkunft, Religion, Sprache oder Nationalität.

Spannend finde ich hier, wie sehr dieses abwertende Ausgrenzen durch sprachliche Eigenheiten gefördert wird. Ausdrücke, die Personen dehumanisieren, führen zu einer weiteren negativen Entwicklung dieser Ausgrenzung, man spricht von Flüchtlingswellen, nicht von Personen, die verfolgt werden oder vor Krieg fliehen. Auch die Medien tragen hier weiter dazu bei. In Berichterstattungen werden Begriffe immer weiter ausgeschmückt: Dinge personifiziert und Menschen dehumanisiert ohne dass das der Gesellschaft negativ auffällt, weil es ja sowieso Gang und Gebe ist. Um hier ein Beispiel aus dem aktuellen Corona-Kontext zu nennen: Corona wird beispielsweise als „böse“ bezeichnet, während Impfgegner sich von Impfbefürwortern abgrenzen und immer wieder Worte fallen wie „die Massen“, „die Flut an Skeptikern“, etc., wobei teilweise von beiden Seiten eine Abwertung stattfindet.  

Und nicht nur Medien schüren diese (teils sicher unabsichtliche) abwertende Abgrenzung, sondern auch in persönlichen Gesprächen kommt das vor. Je hitziger eine Debatte stattfindet, desto eher tendieren Menschen dazu, verallgemeinernde Aussagen zu treffen und desto häufiger kommt es auch zu Ausgrenzungen. Um auch hier wieder auf Corona zurückzukommen: Selbst „gebildete“ Menschen (hier bereits eine erste Abgrenzung mit negativen Konnotationen der abgegrenzten „ungebildeten“ Gruppe) grenzen sich gerne und häufig von Impfgegnern ab. Es wird eine klare Linie gezogen, „ich bin nicht so, diese Impfgegner sind nicht informiert genug und reden Unsinn“. Natürlich ist hier hinzuzufügen, dass es bezüglich der Coronadiskussion nicht nur um Meinungen geht, sondern auch aktiv die Gesundheit betroffen ist und es zu einer Verbreitung von „Fake News“ gekommen ist und daher manche Aussagen von Grund aus als faktisch falsch bezeichnet werden können. Trotzdem nimmt die Abgrenzung doch sehr negative Ausmaße an, die in Beleidigungen und Einschränkungen ausarten kann.

Wenn jetzt aber von Ethnizität oder Herkunft gesprochen wird und es auch hier Abwertung gibt, um das Ich aufzuwerten, dann ist das viel gravierender als die Corona-Debatte, die es nun erst seit etwa zwei Jahren gibt und wahrscheinlich auch irgendwann wieder verschwinden oder zumindest abflauen wird. Migration, unterschiedliche Herkünfte und Sprache wird sich aber nicht verändern, das gibt es schon „immer“ und wird es auch weiterhin geben, solange der Mensch auf der Welt lebt. Diese negative Abgrenzung aufgrund eines oder mehrerer unveränderlicher Merkmale ist also sehr viel weitläufiger als eine Corona-Debatte. Sprachlich ist auch hier diese Abwertung vorzufinden: Häufig ist es Personen nicht einmal bewusst, wenn sie Dinge wie „Die/Der kann das sowieso nicht, in seinem/ihrem Herkunftsland macht man das nicht“, „ich habe mehr gelernt als du, du bist „nur“ aus Land xyz“ oder ähnliches sagen. Diese Aussagen werden beinahe von der Gesellschaft an den einzelnen weitergegeben; wenn die breite Bevölkerungsmehrheit so etwas sagt, verwandelt sich ein Satz schnell in eine vermeintliche Tatsache. Dann wird nicht mehr lang darüber nachgedacht, was diese Aussage eigentlich für Andeutungen mit sich führt und es kommt zu verdecktem Rassismus. Es handelt sich um diese Art unterschwelliger Aussagen oder abwehrenden Verhalten Personen gegenüber, die aus anderen Ländern eingewandert oder geflüchtet sind, vor allem wenn es sich bei diesen Ländern um jene handelt, die in der Bevölkerung als unsicher und problematisch angesehen werden. Dabei wird nur auf negative Aspekte eingegangen und etwaige positive Eigenschaften vollkommen außer Acht gelassen. Man hört auch oft „ich bin nicht rassistisch“ und im gleichen Atemzug wird das weitergeführt mit „…aber, man muss schon sagen, dass…“ oder „…ich will nur sagen, dass…“, wobei es sich auch um eine Form des Rassismus handelt. Man spricht von Alltagsrassismus [„Rassismus(1) im alltäglichen Leben“ (Duden)], der (auch) aufgrund sprachlicher Eigenheiten und unüberlegter Aussagen entsteht, die durch vorhergehendes Nachdenken abgeschwächt oder – besser noch – eliminiert werden können.

Abwertende Abgrenzung findet unter anderem durch die Sprache statt, wird von der breiten Bevölkerungsmasse und den Medien getragen, kann bewusst aber auch unabsichtlich stattfinden, was durch überlegte Aussagen deutlich minimiert werden kann. Fazit also: Denken Wir nach, bevor Wir etwas sagen!

 

(verfasst von Elena Schüssling)

Literatur:

Kohlenberger, J. (2021). Abgrenzen, aber nicht abwerten. In: J. Kohlenberger. Wir. S. 57-69. Wien: Kremayr & Scheriau. ISBN: 978-3-218-01255-3.

Duden (2021). Rassismus. URL: https://www.duden.de/rechtschreibung/Rassismus#Bedeutung-2

 

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(Michaela Rudinger)

Fachleute warnen zunehmend vor den Folgen der Pandemie für Jugendliche. Es häufen sich Fälle von Angststörungen, Depressionen und sogar die Anzahl an Suizidversuchen nimmt zu. Der Kinder- und Jugendfacharzt Dr. Reinhold Kerbl fordert im Interview der Salzburger Nachrichten vom 30. November 2021 „So viel Normalität wie möglich!“ Doch was ist so viel Normalität wie möglich? In der aktuellen Phase der Pandemie ist es der Entscheidung der Eltern überlassen, ihr Kind in die Schule zu schicken oder daheim im Distance-Learning zu lassen. Eltern wählen zwischen einem Schulalltag mit Maske, regelmäßigen Tests und der permanenten Sorge um die Gesundheit des Kindes und einen Alltag mit Homeoffice, Homeschooling und einem Minimum an sozialen Kontakten, die die Kinder aber sichtlich brauchen. Viele Eltern haben keine Wahl, die Kinder und Jugendlichen besuchen aus beruflichen Gründen weiterhin die Schule. Da die Schulen im Lockdown offen haben, gibt es für Eltern auch keinen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit, dieser greift nur bei behördlich geschlossenen Schulen oder wenn das Kind in Quarantäne ist. Die Gründe die Kinder nicht zuhause zu lassen sind komplex. Eltern beschäftigen sich mit Fragen wie: Sind die Rahmenbedingungen, zu Hause zu lernen, tauglich oder nicht? Wie haben die Kinder das Lernen zu Hause im letzten Lockdown geschafft? Gibt es gesundheitliche Risiken? Tatsächlich warnen die Experten auch bei Kindern vor Langzeitfolgen wie Long Covid. Eine Sorge um die Gesundheit ist angesichts der hohen Fallzahlen an den Schulen durchaus berechtig. Dr. Reinhold Kerbl der Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendheilkunde des LKH Hochsteiermark rät zur Impfung von Kindern und bringt somit Eltern in ein neues Dilemma. Fragen wie: Ist die Impfung für Kinder bereits ausreichend erforscht? Reicht die derzeitige Datenlage aus, um mich für die Impfung meines Kindes zu entscheiden? Kann eine Impfung mein noch im Wachstum befindendes Kind schädigen? Die Kinder sind nun mal das Wertvollste in Leben ihrer Eltern und so sollte man verstehen, dass Eltern  trotz multinationalen Befürwortung noch Bedenken haben. So oder so die Eltern stehen in dieser Pandemie immer wieder vor großen Herausforderungen. Elternschaft  bedeutet immer wieder zu versuchen sein Bestes zu geben und auch schwierige Entscheidungen für die eigenen Kinder zu treffen.  Dr. Kerbl rät schließlich trotzt aller Sorgen, zu so viel Normalität wie möglich: „Mit den Kindern raus gehen. Sport machen, die gemeinsame Zeit genießen und vor allem mit den Kindern keine Nachrichtensendungen mit den nächsten Horrormeldungen anschauen.“

 

Literaturverzeichnis

Zimmermann, M. (2021, 30. November). Pandemie schlägt Kinden auf die Psyche. Salzburger Nachrichten

 

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Mitte November sah ich eine Reportage auf Servus TV „Schulverweigerer – Widerstand gegen das System“, welche mich nachdenklich machte und veranlasste, diesen Beitrag zu schreiben. Nachdem ich zwei Freundinnen kenne, die beide zuhause unterrichtet wurden, musste ich einen ständigen Vergleich ziehen. Dabei kam ich zu dem Entschluss, dass viele verschiedene Ansichten zu diesem Thema in unserer Gesellschaft existieren. Doch viele wissen nur wenig über dieses Konzept Bescheid.

FAKT IST:

Mehr als 7.500 Kinder werden heuer von zu Hause unterrichtet. In Oberösterreich hat sich die Anzahl beispielsweise bereits verfünffacht und in Salzburg vervierfacht. Natürlich hat die Corona Pandemie dazu beigetragen, die Schulabmeldungen deutlich ansteigen zu lassen. Dabei darf jedoch nicht auf den Unterschied zwischen Distance – learning und Home – Schooling vergessen werden.

DISTANCE – LEARNING:

Es geben die Lehrer/innen den Kindern (viel zu viele) Aufgaben auf. Die Anforderungen sind sehr unterschiedlich und abhängig von Schule und Lehrkraft. Meist bekommen die Kinder jeden Tag einen neuen Inhalt vermittelt, welchen sie sich selbst beibringen müssen. Oder es wird eine Videokonferenz angesetzt, bei dem jede Schülerin und jeder Schüler zuhause vor dem Computer sitzt. Dabei geht viel nonverbale Kommunikation verloren. An manchen Tagen sitzen die Kinder von der Früh bis zur letzten Einheit am Nachmittag vor dem Computer. Die Betonung liegt dabei auf Sitzen. Dadurch geht der Schulweg (meist die einzige Bewegung des Tages) als wichtiges Ritual zum Ankommen verloren.

Von Albert Mehrabian stammt eine bekannte Studie zum Thema Nonverbale Kommunikation. Wir kommunizieren zu 55% mit unserer Körpersprache, welche bei Videokonferenzen fast zur Gänze verloren geht und die Lehrerin oder der Lehrer unmöglich durch die Kamera erkennen kann. 38% macht dabei unsere Stimme aus und nur 7% die eigentlichen Wörter, die wir benutzen.

HOME – SCHOOLING:

Oder auch Heimunterricht, häuslicher Unterricht, Hausunterricht, Privatunterricht, Entschulung, home based learning genannt. Hier werden die Kinder am Anfang des Schuljahres von der Schule abgemeldet. In Österreich gilt laut dem RIS – Schulpflichtgesetz 1985: „Die allgemeine Schulpflicht kann – unbeschadet des § 12 – auch durch die Teilnahme am Unterricht an einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht erfüllt werden, sofern der Unterricht jenem an einer im § 5 genannten Schule mindestens gleichwertig ist.“ Dies bedeutet, dass die Schulpflicht erfüllt werden kann, wenn das Kind nicht in die Schule geht. Dafür ist allerdings eine Externistenprüfung am Ende jedes Schuljahres abzulegen. Wird diese Prüfung nicht/negativ absolviert, muss die Schülerin oder der Schüler wieder zur Schule gehen und darf nicht mehr von zuhause aus unterrichtet werden. Die Freiheit ein selbstbestimmtes Leben im Kreise der Familie zu führen, ohne Auflagen des Staates, ohne Diskriminierung und ohne Beschränkungen veranlasst immer mehr Familien in Österreich ihre Kinder von der Schule abzumelden. Als Eltern braucht man keine speziellen Kenntnisse oder eigene Ausbildung, um sein eigenes Kind zuhause unterrichten zu können. Das Material und Schulbücher bekommt man meist kostenlos von der zuständigen Schule zur Verfügung gestellt. Falls es dazu kommt, dass das Kind wieder zur Schule gehen möchte, oder es aus anderen Gründen besser für das Kind ist, so ist es jederzeit möglich wieder einzusteigen.

WARUM WERDEN KINDER VON DER SCHULE ABGEMELDET?

Oft sind es Gründe wie, psychischer Druck, Unterrichtsmethoden, Lehrkräfte, Mobbing, Lerndruck, das gesamte Schulsystem, Zwang oder Ängste, die den Kindern das Zur – Schule – gehen schwer machen. In solchen Fällen reagieren manche Familien so, dass sie eine Lerngemeinschaft organisieren. Diese Entscheidung kann nicht von heute auf morgen getroffen werden. Es ist ein Verlauf, der beobachtet werden muss und einige Wochen Zeit braucht, um einen Umstieg zu ermöglichen. Es ist vor allem zu beachten, dass die Entscheidung, ob das Kind in der Schule bleibt, oder privat unterrichtet wird, gemeinsam mit Absprache aller Beteiligten getroffen wird. Die Eltern dürfen diese Entscheidung nicht über ihr Kind hinweg treffen. In diesem Fall würde der Heimunterricht nicht funktionieren.

Viele Eltern bilden in der Nachbarschaft eine Lerngruppe und können, den Kindern eine optimale Lernbegleitung bieten. Durch die verschiedenen Interessen und Kompetenzen der Eltern werden viele Bereiche abgedeckt. Zusätzlich können Experten hinzugezogen werden, wenn dies notwendig ist. Eltern wollen ihre Kinder beim Lernen begleiten, ohne Zwang und ohne Prüfung. Dabei legen sie großen Wert auf freies und selbstbestimmtes Lernen. Unter der Website https://www.freilerner.at/freilernen-ist/was-ist-freilernen/ finden Sie mehr dazu.

KRITIK:

Kritiker meinen, dass die Schule mehr als nur Unterricht sei, und trägt wesentlich zur sozialen Entwicklung bei. Kinder brauchen Gleichaltrige und die Gemeinschaft in der Schule. Außerdem ist die Schule nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern auch ein Ort, an dem sehr viel Soziales und Interaktion stattfinden. Hier lernen die Kinder die Regeln für das Zusammenleben in einer Gesellschaft. Sie lernen Konflikte entsprechend auszutragen, werden durch Pädagoginnen und Pädagogen begleitet, die entsprechend ausgebildet sind. Denn die wenigsten Eltern sind dies. Das Schulkind braucht zuhause immer einen Ansprechpartner, welcher dem Kind in den Lernphasen beisteht. Außerdem muss sich diese Person auch in den Lerninhalten auskennen und mögliche Fragen beantworten können. Doch die meisten Eltern arbeiten tagsüber. Daher ist es notwendig, dass ein Elternteil zuhause bleibt, im Home – Office arbeitet, oder einen sehr flexiblen Job hat. Meist ist dies mit beachtlichen finanziellen Kosten verbunden. Dazu kommt auch noch der enorme Zeitaufwand, der für Vorbereitungen/Organisation/Unterricht und die Suche nach geeignetem Material zusätzlich anfällt. Weiters fehlen das soziale Lernen und eine positive Gruppendynamik. Oft profitieren die Kinder von Fragen anderer Klassenkameradinnen oder Kameraden, dies fällt auch weg. Der wohl am heftigsten kritisierter Punkt ist das „geschützte Umfeld“. Die Kinder werden nicht „auf das Leben außerhalb“ des häuslichen Umfeldes vorbereitet. Man hat ständig damit zu kämpfen sich gegen diese Aussagen und den „Sonderstatus“ zu rechtfertigen.

Zudem gibt es oft Schwierigkeiten bei dem Übertritt in die weiterführende Schule. Der Unterrichtsstoff wird mit jedem Schuljahr anspruchsvoller und für die Eltern immer schwieriger, ihr Kind dabei zu begleiten. Nicht ohne Grund gibt es in der Volkschule für die meisten Fächer die gleiche Lehrkraft und in den Hauptschulen bzw. Oberstufen für jedes Fach eine eigene Fachkraft, die als Lehrerin oder Lehrer die Schülerinnen und Schüler unterrichtet. All diese Fächer kann eine einzelne Person nicht abdecken.

BEFÜRWORTER:

Andererseits muss auch die Seite beleuchtet werden, bei der die Kinder problemlos den Anschluss wieder zurück in die Schule finden. Viele Kinder kommen aus der Volksschule in eine Unterstufe, in der sie sich anfangs noch wohlfühlen. Doch nach den ersten Wochen, Monaten häufen sich die Probleme. Das betroffene Kind fühlt sich nicht verstanden und die Lehrkräfte gehen nicht darauf ein, das gesamte Schulsystem und der Druck dahinter überfordern das Kind. Vielleicht wird es auch noch von einigen Mitschülerinnen oder Mitschülern gehänselt. Anfangs überlegt man das Kind in eine andere Schule zu geben, oder hat dies möglicherweise auch schon versucht, doch es tun sich erneut Probleme auf, die sich negativ auf die Psyche und Entwicklung des Kindes auswirken. Diese Situation wünscht sich Keiner, doch zum Glück gibt es die Möglichkeit in Österreich, das Kind zuhause, fern von Druck und Ängste lernen zu lassen. Die Kinder können die Schwerpunkte selbst auswählen, die sie vertiefen möchten und können sich die Lernzeit flexibel einplanen (Tageszeit & Ferienzeit). Das Lernen ist ganzheitlich und passiert den ganzen Tag über und wird in ihr Leben miteinbezogen. Zum Beispiel die Vokabeln in einer Fremdsprache können während eines Spazierganges draußen gelernt werden, indem alle Gegenstände rund herum benannt werden.

Mit dem Umstieg von der Schule auf zuhause hatten zum Beispiel meine Freundinnen keine Probleme und gewohnten die andere Atmosphäre schnell. Nach einigen Jahren im Hausunterricht schafften sie auch problemlos wieder den Einstieg in die Oberstufe und Beide haben die Schule mit Matura erfolgreich abgeschlossen. Dieses Beispiel zeigt, dass es für manche Menschen eine sehr gute Chance bietet. Denn ohne Heimunterricht hätten sie wohl nie einen solch hohen Abschluss geschafft.

FAZIT:

Nach meiner persönlichen Einschätzung nach kommt es sehr auf das Kind bzw. deren Lerntyp drauf an, ob Home-Schooling erfolgreich durchgeführt werden kann. Anfangs stell ich es mir sehr gewöhnungsbedürftig vor, um sich auf die veränderte Umgebung und Art von Lernen einzustellen. Doch ich denke, dass vor allem junge Menschen sich darauf gut einlassen können. Es ist gut, dass es diese Möglichkeit gibt. Wer sie annimmt, muss sich auf viel Neues einlassen können und auf manches verzichten. Doch es bleibt eine geniale Alternative zur gewohnten Schulform. Ob dieses Angebot angenommen wird, oder wie die meisten Kinder „ganz normal“ in die Schule geht, bleibt jedem frei überlassen. Keiner wird/soll zu ein und der richtigen Unterrichtsform gezwungen werden.

Die Reportage löste in mir ein großes Interesse aus. Durch die nachfolgenden Recherchen und Befragungen mit Menschen, die mit Heimunterricht Erfahrungen haben, entwickelte sich mein Interesse für dieses Thema immer weiter. Letztendlich zog ich den Entschluss, dass ich weiterhin die Akzeptanz von Hausunterricht in der Gesellschaft beobachte und Menschen, die dagegen sind, davon überzeuge, warum es für viele Kinder eine perfekte Chance im Leben bietet. Denn diese jungen Menschen haben genauso das Recht auf Bildung und trotz Fernbleiben der Schule einen gleichwertigen Status verdient.

Ebenso kann ich es vollkommen nachvollziehen, warum viele Menschen es als keine gute Idee ansehen, dass Kinder nicht zur Schule gehen müssen. Der Hausunterricht kann nicht die Schule ersetzen und kann auch niemals damit verglichen werden, weil diese zwei Arten von Lernen und Vermittlung von Bildung zu verschieden sind.

QUELLEN:

  • https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10009576
  • https://mumacademy.at/homeschooling-in-oesterreich-daten-links-fakten/
  • Reportage „Schulverweigerer – Widerstand gegen das System“ (von 18. Nov | 47:00min bei Servus TV)
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Das österreichische Schulsystem ist uns wohl allen bekannt. Mit durchschnittlich sechs Jahren kommt man nach mindestens einem Pflichtjahr im Kindergarten in die Volksschule. Dort bleibt man vier Jahre und danach wird das erste Mal aufgeteilt – „bessere“ („leistungsstärkere“) Schüler*innen kommen ins Gymnasium, „schlechtere“ in die Mittelschule. Nach weiteren vier Jahren folgt die nächste Unterteilung – das Kind muss hier eigentlich schon eine Idee für sein weiteres Leben besitzen. Je nach Berufswunsch wird in verschiedene Schulformen oder Bildungswege aufgeteilt.

Wie dieses Bildungssystem bei uns entstanden ist, haben wir ja schon im Rahmen des Seminars gehört, seit der Einführung der Schulpflicht unter Maria Theresia und später Johann Ignaz von Felbiger gab es eine Dreiteilung der Schule in Normal-, Haupt- und Trivialschulen. Diese Segmentierung wurde weiter vorangetrieben und 1918 wurde eine mehr oder weniger bis heute gültige Schulreform unter Otto Glöckel umgesetzt. 1962 gab es eine erste Schulnovelle, in der die Schulpflicht auf neun Jahre verlängert wurde und 1974 wurde mit der zweiten Schulnovelle das noch heute gültige Schulunterrichtsgesetz (SchUG) veröffentlicht. Trotz einer relativ frühen Einführung einer Unterrichtspflicht und einer angeblich sehr guten (Schul-)Bildung, sind aber etwaige Ergebnisse der österreichischen Schüler*innen bei PISA Studien, die zu internationalen Vergleichszwecken herangezogen werden, nicht so positiv, wie es sich von Politik, Bildungsdirektion, etc. erwünscht wird. Stattdessen befindet sich Österreich im globalen Vergleich eher im Mittelfeld. Es stellt sich also die Frage: Läuft hier etwas falsch?

Finnland hingegen schneidet bei PISA Studien immer sehr gut ab. Was also machen die Finnen in ihrem Bildungssystem anders? In Finnland enthält die Grundschulbildung neun Jahre, anstatt der in Österreich üblichen vier. Die Schüler*innen sind also länger in einer einzigen Schule, an der auch Muttersprachenunterricht für schwedische und dänische Minderheiten angeboten wird. Dieses Modell einer Gesamtschule wurde in Finnland mit einer Schulreform 1972-1977 eingeführt, zuvor war das Schulsystem zweigliedrig, also ähnlich segregiert wie in Österreich. Finnische Schüler*innen werden heutzutage also erst im Alter von 16 Jahren voneinander getrennt und können dann in verschiedene Schulen weitergehen. Der Fokus dieser Schulen liegt auf einem praxisbezogenen Unterricht und es gibt spezielle Schulungen für Lehrpersonen, um mit der Herausforderung umgehen zu können, dass unterschiedlich leistungsstarke Schüler*innen an derselben Schule sind.

Hier ein grafischer Vergleich des österreichischen (links) und finnischen (rechts) Bildungssystems:

        

Dieses gemeinschaftliche, praxisorientierte System in Finnland scheint besser zu funktionieren als das differenzierte, segregierte System österreichischer Schulen. Das kann man nicht zuletzt an den Ergebnissen der PISA-Studien erkennen, aber auch an der Häufigkeit von Kompetenzarmut der Schüler*innen. Bruneforth et al. (2012) stellen das eindrucksvoll (und erschreckend) in einer Grafik dar: Finnische Schüler*innen weisen wesentlich geringere Kompetenzarmut (insgesamt 12 %) auf als österreichische (insgesamt 38 %). Im Folgenden nochmals die Grafik, die in der Lehrveranstaltung bereits gezeigt wurde:

Spannend ist hier jedoch anzusehen, wie in der österreichischen Bildungspolitik mit diesem Thema des Bildungssystems umgegangen wird. Es wird immer wieder davon gesprochen, man müsse international vergleichbar sein, man müsse Chancen- und Bildungsgerechtigkeit und -gleichheit für jeden schaffen. Dennoch sind alle genannten (Reform-)Ideen, die dahingehend argumentiert werden, bei genauerem Hinschauen eigentlich ein Schritt in die genau entgegengesetzte Richtung und die Bevölkerung wird als zu engstirnig betrachtet, um diese (offensichtliche) Tatsache zu erkennen. Die Mittelschulen beispielsweise, so wie sie heute in Österreich existieren, ohne Leistungsklassen, aber mit Lehrerteams, die leistungsstärkere und -schwächere Schüler*innen teilen und getrennt unterrichten, bestärken doch erneut eine weitere Segregation der Kinder. Es wird jahrelang über eine Gesamtschule gesprochen, es ist wissenschaftlich bewiesen, dass diese Form der Schule einen Nutzen hat, auch am finnischen Schulsystem ist das nur allzu deutlich erkennbar, dennoch wird sie in Österreich nicht eingeführt. Stattdessen beharrt man weiterhin auf einem hierarchischen, autoritären und segmentierten System, welches durch Differenzierung geprägt ist und aus historischen Zeiten stammt. Und dann wird fleißig philosophiert, warum denn die Schüler*innen in Österreich weiterhin Lücken in ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten aufweisen (Stichwort Kompetenzarmut), und warum sie im internationalen Vergleich trotz „Maßnahmen“ nicht besser abschneiden. Was soll man da noch dazu sagen..

 

(verfasst von Elena Schüssling)

 

Bildquellen:

Bruneforth, M., et al. (2012). Chancengleichheit und garantiertes Bildungsminimum in Österreich. In: B. Herzog-Punzenberger (Hrsg.). Nationaler Bildungsbericht 2012. Band 2. Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen. S. 187-226. Leykam: Graz.

Graf, T. (2004). Schultypen in Österreich (Schulsystem). Zugriff unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schulsystem_oesterreich.svg (07.12.2021).

Pekkarinen, T., Uusitalo, R., Pekkala, S. (2006). Education policy and intergenerational income mobility: Evidence from the Finnish comprehensive school reform. In: Journal of Public Economics. Vol. 93, S. 965-973. Abgeändert nach: Athene-Aachen. Zugriff unter: https://www.athene-aachen.de/Wissen/Schulsystem-Finnland/ (07.12.2021).

 

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Die Autorin Maja Göpel hat mich durch ihr Buch „Unsere Welt neu denken“ zum Nachdenken angeregt. In kritischen Worten beschreibt sie den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Klimawandel. Und tatsächlich ist es so, dass sich ein direkter Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Wachstum und dem CO2-Anstieg feststellen lässt.

Absurd wirkt dabei vor allem, dass wir das Ziel verfolgen die Klimakrise zu stoppen und dennoch ein stetiges Wirtschaftswachstum anstreben.
Bereits seit über 60 Jahren misst das Mauna-Loa-Observatorium auf Hawaii den Anteil von Kohlendioxid in der Atmosphäre. Seither konnten Wirtschaftseinbrüche eindeutig anhand der Messwerte mitverfolgt werden. Zu Zeitpunkten, an denen kein wirtschaftliches Wachstum verzeichnet wurde, stieg die Kurve des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre wenig bis gar nicht an.

Wir leben in einer Welt, in welcher Geld und Macht für viele Menschen besonders erstrebenswert sind. Der Kapitalismus zeichnet sich damit aus, dass immer mehr Menschen mehr und mehr haben und besitzen möchten. Wir rühmen uns damit viel Geld zu verdienen. Teure und neue Autos sind ein wichtiges Statussymbol. Mit überdimensional großen SUVs fährt man 500 Meter zum nächsten Supermarkt, um dort plastikfreie Produkte aus biologischem Anbau zu kaufen. Natürlich macht man das so, schließlich legen wir viel Welt auf Nachhaltigkeit und unsere Umwelt.

Wir reden davon, dass wir auf „unseren“ Planten Acht geben müssen und unseren CO2 Ausstoß vermindern müssen, um unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Gleichzeitig ist es erstrebenswert Geld sinnvoll zu investieren. Einerseits für uns selbst, andererseits für unsere Nachkömmlinge. Schließlich möchten wir unseren Sprösslingen jeden Wunsch von den Lippen ablesen und diese Wünsche auch erfüllen. Sie sollen eine gute Schule besuchen, wenn möglich soll es sich dabei um eine private Institution handeln und später sollen sie natürlich studieren. All das kostet Geld, sehr viel Geld. Grotesk ist der eindeutige Wiederspruch.

Der Mensch ist ein sonderbar egoistisches Wesen. Es liegt an uns allen was mit dem Planeten, auf dem wir leben, in den nächsten Jahrzenten passiert. Es wirkt, als sei das Wachstum der Wirtschaft genauso erstrebenswert wie ein nachhaltiger Lebensstil. Solange der Kapitalismus so viele Menschen in der Hand hat, werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Unter anderem hat der Kapitalismus Schuld daran, dass der westliche Mensch einen verschwenderischen Lebensstil hat. Die Bevölkerung in Entwicklungsländern wird ausgebeutet, damit wir jederzeit die aktuelle Mode in diversen Kaufhäusern erwerben können. Es gibt nahezu alles in allen Farben und Größen. Das Angebot ist riesig. Groß genug damit jeder fündig wird.

Aber ist es tatsächlich notwendig? Ist es das wirklich Wert, dass Menschen unter schlimmsten Verhältnissen arbeiten und leben, damit uns ein Überangebot an Waren zur Verfügung steht? Manche Menschen haben Glück und werden in einem Land geboren in welchem sie in Sicherheit sind, genügend Essen verfügbar ist und sie freien Zugang zu Bildung haben. Dann gibt es wiederum Menschen die weniger Glück haben und im Kindesalter bereits einer Arbeit nachgehen, Essen teilweise nicht verfügbar ist, keine freie Bildung möglich ist und Eltern ihre Töchter an die Familie des zukünftigen Ehemannes verkaufen. Diese Menschen zahlen den Preis dafür, dass wir in einem Überfluss leben können. Und wir rühmen uns damit, plastikfreie Produkte zu erwerben.

Wir besitzen mehr Schuhe als wir tragen können, Hosen und Pullover in allen erdenklichen Farben und Formen, wir möchten so schnell wie möglich von A nach B kommen und so weiter. Was macht Nachhaltigkeit wirklich aus? Ist es notwendig, dass man jedes Jahr zu Weihnachten Unmengen an nutzlosen Sachen verschenkt, nur um anderen Menschen zu zeigen, dass man an sie denkt? Das für den Westen typische Kaufverhalten ist mit einem nachhaltigen Lebensstil einfach nicht kompatibel. Solange wir die Möglichkeiten haben, uns nahezu alles kaufen zu können was uns gefällt, wird sich wenig ändern. Menschen in Entwicklungsländern werden weiterhin leiden müssen, die Wirtschaft wird wachsen und wachsen und die Klimakrise wird weiterhin fortschreiten.

Es liegt an uns welche Wertevorstellung wir vertreten und unseren Kindern weitergeben. Es liegt an uns wie wir unser Leben tatsächlich gestalten und es liegt an uns welchen Preis wir unterm Strich zahlen. Es liegt an jedem Einzelnen von uns!

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Für ein Land, das sich mit so viel Stolz und Überzeugung mit Werten wie Chancengleichheit und Inklusion schmückt, zeigen sich im österreichischen Bildungssystem leider eine ganz andere Realität. Obwohl die Aussagekraft der Pisa-Studie häufig umstritten ist, spricht diese in den Kategorien des Social background und Immigrant students Bände. Klarerweise stellt sich hier vielen die größtenteils ignorierte Frage: Warum ist das so? 

Die schlechten Ergebnisse in Studien wie diesen sind hauptsächlich auf soziale und politische Ungleichheiten und Segregation zurückzuführen. Sogenannte „Brennpunkt Schulen“ existieren nicht nur im deutschen Fernsehen, sondern sind leider auch in Österreich Realität. Es wird nach Noten und Leistungen gereiht und aussortiert. Reichen die Noten am Ende der Volksschule nicht fürs Gymnasium, kommt das Kind in eine Mittelschule und schlägt in weiterer Folge auch mit kleinerer Wahrscheinlichkeit einen weiteren Bildungsweg ein. Das zeigt sich in weiterer Folge auch stark an den österreichischen Universitäten. So hielt Günter Sandner passend fest: „Der Hochschulzugang ist sehr sozial selektiv. Studierende bilden keinen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft, sondern rekrutieren sich überproportional aus urbanen und wohlhabenden Familien mit überdurchschnittlichem elterlichem Bildungsnivau.“ (2021, S.73)

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Im folgenden Beitrag möchte ich den Text „Natur und Leben“, den ich in der letzten Lehrveranstaltungseinheit gelesen habe, Revue passieren, die wichtigsten Aussagen und Fakten noch einmal aufgreifen und diese kritisch betrachten. Außerdem möchte ich einige Punkte aufgreifen, die wir in der nachfolgenden Gruppendiskussion zum Text behandelten. Mich hat jede einzelne Seite des Textes mitgenommen, da er brisante Beispiele der Technisierung behandelt und den Eingriff in die Natur durch den Menschen klar veranschaulicht. 

Besonders erschreckend fanden wir in der Gruppe das Beispiel der künstlichen Biene, das gleich am Anfang des Textes behandelt wird. Dabei ist die Rede einer Drohne, die von der amerikanischen Handelskette Walmart in Auftrag gegeben wurde. Diese soll die Funktion der Biene als Bestäuber von Pflanzen in der Zukunft ersetzen. Meiner Meinung nach ist das ein deutliches Beispiel für den menschlichen Größenwahn – besonders wenn es um Technisierung und Fortschritt geht. Hierbei ist zu erwähnen, dass Technisierung als solches nicht generell schlecht ist, was das Zeitalter der Industrialisierung im 19. Jahrhundert mit seinen zahlreichen bahnbrechenden Erfindungen gezeigt hat. Jedoch wird mit der technischen Biene eine klare Grenze überschritten. Der Mensch sollte nicht anstreben, die Natur in ihrer Gänze durch Roboter und Maschinen zu ersetzen, sondern sich vielmehr um die Erhaltung unserer wundervollen Umwelt kümmern. Und wie dieses Thema heutzutage diskutiert wird, ist uns vermutlich allen bekannt. 

Ein weiteres im Text aufgegriffenes Thema ist die Optimierung und Perfektionierung jeglicher Produktion durch den Menschen. Wie Hühner beispielsweise hochgezüchtet werden und somit entgegen ihrer anatomischen Voraussetzungen wörtlich „designed“ werden ist schlichtweg entsetzlich. Dass der Mensch den Wissensfortschritt in der Genetik auch auf Pflanzen ausweitet, um diese makellos und perfektionistisch an seine Zwecke anzupassen, scheint in weiterer Folge offensichtlich.

Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der in den letzten Jahren und Jahrzehnt mehr und mehr an Bedeutung gewonnen hat. Sogar manche Großfirmen springen auf die Dampflok namens Umweltschutz auf, jedoch gibt es ebenso viele – wenn nicht mehr – die auf dieses Verkehrsmittel verzichten und lieber mit ihren Privatautos fahren. Auch auf der Ebene der Individuen gibt es heute unzählige Gegner des Naturschutzes sowie Leugner des Klimawandels. Obwohl alle Anzeichen, die offensichtlich auf diese Katastrophe hinweisen, schon lange publik gemacht werden. 

Schließlich könnte das Thema der Gewinnmaximierung von Großkonzernen behandelt werden. Hierbei erwähnt der Text ein sehr gutes Beispiel: Walmart. Dessen Gründerfamilie, die Waltons, seien laut Text „die reichste Familie der USA“. Wenn man sich nun das Motto des Großkonzernes „Always low prices“ anschaut, wird klar, wie die Familie diesen Reichtum akkumuliert hat. Stichworte sind dabei Quantität, Gewinnmaximierung und Verhältnis von Preis und Nachfrage. Dass heutzutage Kleinbetriebe in den meisten Industriebranchen gegenüber den Großkonzernen kaum überlebensfähig sind ist wohl keine Überraschung. 

Zusammenfassend fand ich die Fakten im Text höchst erschreckend. Besonders der Aspekt mit der Roboterbiene war mir bisher noch nicht bekannt. In diesem Sinne schließe ich meinen Gedankenfluss mit folgendem Zitat, das stark zur Reflexion anregt und zu den angesprochenen Themen gut passt:

Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“ – Albert Schweitzer (französischer Arzt und Philosoph)

 

 

 

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Schule und Bildung befindet sich in Österreich seit Einführung der Schulpflicht durch Maria Theresia im Jahr 1774 im konstanten Wandel und Reformzwang. Als Spielball politischer Ideologien und Machtkämpfe werden Systeme, oft auch unabhängig ihrer wissenschaftlich-pädagogischen Relevanz, aufrechterhalten oder neu ausprobiert; das Ideal der bestmöglichen Bildung für Kinder und Jugendliche kommt da leider oft zu kurz. Dabei sind Reformationen des Schulsystems im Gedanken nichts Schlechtes.

 

Historisch betrachtet war auch Maria Theresia vom Gedanken der Aufklärung, vernunftorientiertes, rationales Denken, inspiriert. Sie erkannte, dass die Träger eines Staates die Bevölkerung ist und Machtstellung auch nur mithilfe einer gebildeten Bevölkerung ausginge. Um auch Preußen nachzukommen, welche eine allgemeine Schulpflicht seit 1763 hatten, unterzeichnete die Kaiserin die Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt und Trivialschulen in sämtlichen Kayserlichen Königlichen Erbländern. Ihr Thronfolger Josef II. baute vor allem Schulen und reformierte das System weiter. Nach einer Zusammenkunft mit der russischen Zarin Katharina II. ließ diese das österreichische Schulmodell im gesamten russischen Reich einführen.

 

Ebenfalls wichtige Eckdaten in der österreichischen Schulhistorie sind das Jahr 1868 und 1869. In ersterem wurde die erste Mittelschule für Mädchen eröffnet, ein Jahr später folgte eine Öffnung der Bürgerschulen ebendiese. Ebenfalls wurde 1869 das Reichsvolksschulgesetz eingeführt, welches das bisherige Schulsystem stark reformierte. Beispielsweise wurde die Schulpflicht von sechs auf acht Jahre ausgeweitet und die Klassengröße auf maximal 80 Schülerinnen und Schüler reduziert. Aus heutiger Sicht unvorstellbar, solch große Klassen. Diese Reduzierung war eine Konsequenz aus einer militärischen Niederlage des österreichischen Heers, welches eine zu hohe Analphabetenquote aufwies. Auch wurde der Kirche jegliche Bildungspflicht entzogen, was für die Betreuung der Schülerinnen und Schüler alleinig den Staat verantwortlich machte. 1892 wurde das erste Mädchengymnasium gegründet, 1901 durften diese philosophische und medizinische Universitäten besuchen.

 

In der Ersten Republik sorgte vor allem sozialdemokratischer Unterrichtsminister Otto Glöckl für Reformen. Er sorgte dafür, dass schulorganisatorische Entscheidungsgewalt nicht mehr bei Bürokraten, sondern bei pädagogischen Fachleuten liegt und führte eine dafür verantwortliche Schulreformkommission ein. 1919 wurden gemischtgeschlechtliche Schulen zugelassen. Glöckl selbst war sein Leben lang ein Verfechter der Gesamtschule. Weitere progressive Schulreformationsideen wurden aber durch den aufkommenden austrofaschistischen Ständestaat und den nachfolgenden Nationalsozialismus nicht umsetzbar. Im Nationalsozialismus war Geschlechtertrennung wieder Pflicht, Mädchenbildung wurde begrenzt, da die Mutterschaft das höchste anzustrebende Ziel war.

 

In der Zweiten Republik wurde die Schulpflicht auf neun Jahre ausgeweitet. Zur LehrerInnenbildung wurden pädagogische Akademien gegründet. Geschlechtertrennungen in Werk- und Turnunterricht wurden gesetzlich abgeschafft. Auch integrative Schulangebote, für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung, werden seit 1989 ausgebaut und (je nach Regierung mal mehr, mal weniger) gefördert. Ebenfalls wurde das Angebot an weiterführenden Schulen mit ihren verschiedenen Ausprägungen stark ausgebaut, was zu einer Verdoppelung an Lehrpersonen in Österreich zwischen 1970 und 2000 führte.

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Beschäftigt man sich etwas mit der Schulgeschichte Österreichs so fällt auf, dass in den letzten 100 Jahren nur in ganz kleinen Schritten Veränderung passierte, doch grundlegende Erneuerungen ausblieben. Was hielt und hält also die Weiterentwicklung des Schulsystems in Österreich so auf?

Bereits Johann Friedrich Herbart (1776-1841) kritisierte den Staat als Schulträger in seinen „Pädagogischen Briefen“ (1832) da dieser nur die Interessen verfolgt die Menschen in brauchbare Staatsbürger zu formen. Ebenso kritisierte er die Elitenbildung die durch Selektion erfolgt.  

Die Forderung einer „demokratisierten Schule“ die Bildungsprivilegien abschaffen sollte gab es seither immer wieder. Eine Einheitsschule, die die Gleichstellung, die Freiheit und die gleichen Rechte der Menschen betonen soll. Schule als „Abbild der natürlichen Gesellschaft“. Eine Selektion der Gesellschaft die immer noch durchgeführt wird. Eine Forderung die es bis jetzt immer noch gibt.

Interessant dabei zu sehen ist, dass Wissenschaft und Politik in zwei sehr unterschiedliche Richtungen dachten, immer noch denken, und auch voranschritten und -schreiten. Die Politik änderte im letzten Jahrhundert nur Kleinigkeiten, eher unwesentliches, aber nicht Grundlegendes.

Wissenschaftliche Erkenntnisse die immer wieder veröffentlicht und dargelegt wurden, blieben nur Feststellungen, die jedoch von der Politik nicht aufgegriffen und umgesetzt wurden. Denkweisen, die die Politik in der Zeit des Nationalsozialismus mit der Begründung von „ideologischen Differenzen“, sogar verbot. Dies betraf unter anderem die Forderung, dass empirisch-wissenschaftlich erschließbare Bedürfnisse sich dem Kind anpassen müssten. Die Schüler sollten durch intrinsische Motivation tätig werden, kritisch denken und sich frei ausdrücken lernen. Es wurde von Pädagogen und Psychologen als ein wesentlicher Schritt für die Charakter- und Persönlichkeitsbildung angesehen. Diese Selbsttätigkeit fand später auch eine zentrale Stellung in den österreichischen Lehrplänen.

Die „Einheitsschulbewegung“ (L. Lang, Die Einheitsschule, 1916) die die Gleichstellung und die Freiheit der Menschen betonen soll, die auch mit gleichen Rechten geboren wurden, blieb aus. L. Lang kritisierte in seinem Buch zudem, dass eine gemeinsame Volksschule vom 6.-11. Lebensjahr zu kurz ist um die besonderen Veranlagungen und „Eigenarten“ der Schüler erkennen zu können und fordert einen Ausbau der Volksschule bis zum Ende der Schulpflicht. Waldorf-Schulen und Montessori-Schulen, die wohl bekanntesten Schulmodelle in unserer Gegend, entwickelten sich in dieser Zeit. Alternative Schulformen die nach wie vor bestehen, aber auch umstritten sind.

Klar zu sehen ist also, dass von der Politik her scheinbar eine andere Intention ausgeht. Ein am „gemeinsamen Strang ziehen“ von der Politik mit Wissenschaftlern, Pädagogen und Psychologen wäre sehr wünschenswert. Schulversuche sollten vorangetrieben, über eine grundlegende Veränderung des Schulsystems sollte angedacht werden. Lernmethoden die motivieren, Überdenken der Notengebung, Inklusion statt Ausgrenzung, gleiche Rechte und Chancen auf Bildung und vieles mehr stehen berechtigt im Kritikpunkt.

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Regional und saisonal kaufen, mit dem Öffis fahren, wenn ein Auto, dann ein Elektroauto, weniger Fleisch essen, Wasser sparen, nicht mit dem Flieger fliegen, …. Diese Liste könnte unendlich lange sein. Ich bin mir sicher alle von uns haben diese Dinge schon einmal im Zusammenhang mit Klima- und Umweltschutz gehört. Doch sind Dinge wie diese wirklich die Retter unserer Klimakrise? Und welche Rolle kann die Schule in diesem Zusammenhang übernehmen?

Was hat ein Einzelhändler mit einer Bestäubungsdrohne zu tun?

Schon auf den ersten paar Seiten des Kapitels „Natur und Leben“ gibt Göpel ein Beispiel wie Riesenunternehmen wie Walmart (der größte Einzelhändler weltweit) die Finger im Spiel von der Produktion von Mini-Drohnen haben, die unsere Blüten bestäuben sollen. Wenn Sie sich jetzt fragen „Wozu denn Mini-Drohnen, wenn es doch Bienen gibt?“, kann ich das nur zu gut verstehen. Seit Jahren hören wir immer wieder von dem Phänomen „Bienensterben“. Doch was passiert, wenn die Anzahl der Bienen radikal sinkt? Bienen sind mit Schmetterlingen und Hummeln jene Insekten, die 80% der blühenden Pflanzen bestäuben. Ohne diese kleinen Tierchen gäbe es ein Drittel unserer Nahrung nicht und viele Ökosysteme würden ins Schwanken geraten. [1] Ich stelle mir daher die Frage „Warum tun wir dann nicht alles, um diese besonderen Insekten zu schützen, wenn wir wissen, dass ein Leben ohne sie kritisch werden kann?“

Der Ökonom Robert Solow gewann 1987 den Nobelpreis für sein Konzept des Wachstums. Wahrscheinlich werden Sie sich gleich fragen wie man für ein solches Konzept den Nobelpreis gewinnen kann, denn es ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem was man Kindern und Jugendlichen heutzutage versucht zu lernen.
Im Prinzip ging es in Solow’s Konzept darum, dass alles Naturkapital substituierbar ist. Das heißt es ist möglich jedes Element aus einem natürlichen System herauszunehmen und durch ein künstliches zu ersetzen. Angesichts dieser Tatsache ist es laut dem Ökonomen weder eine Katastrophe noch ein Problem die Natur zu verkünstlichen, es muss nur funktionieren.
Es kam sogar noch besser… die Weltbank und andere wichtige Institutionen teilten diese Sichtweise und fingen an Geld an Länder zu verteilen, die mit Naturkapital Bildung, Immobilien oder andere Dinge bezahlten. Dieser Ansatz hat sogar einen eigenen Namen – der „Genuine-Ansatz“. Ich werde Ihnen jetzt das Beispiel von Maja Göpel wiedergeben. Laut dem Genuine-Ansatz wäre es kein Problem, wenn der gesamte Regenwald abgeholzt wird, solange die Leute mit den daraus produzierten Produkten und Dienstleistungen viel Geld verdienen.  

Um zurück zum Unternehmen Walmart zu kommen, möchte ich Ihnen nun kurz erzählen was das Unternehmen versucht um umweltfreundlicher zu werden.
Walmart hat seine LKWs modernisiert, schränkte den Stromverbrauch der Kühlaggregate massiv ein und verringerte die Verpackungsgrößen – der Einzelhändler hat dadurch zwar enorm viel CO2 gespart, doch die Welt wurde damit offensichtlich nicht gerettet. Da die Supermarktdächer enorm riesig sind, wurden unzählige Solaranlage installiert und wurde somit sogar zum größten Solarstromproduzenten der USA. Außerdem wurden Bioprodukte im Sortiment aufgenommen.

Wie wir alle wahrscheinlich von unseren eigenen elektronischen Geräten wissen, sind diese Technikwunder ziemlich anfällig auf so ziemlich alles, brauchen ständig eine Reparatur und auch enorm viel Strom. Das sind doch ziemlich viele negative Punkte für so eine kleine Mini-Drohne, oder? Wir sollten uns vielleicht doch überlegen, ob wir nicht unsere Bienen schützen wollen.

Das Konzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ 2

Was kann man in der Schule machen, um den Schüler*innen eine nachhaltige und umweltfreundliche Lebensweise mit auf den Weg zu geben? Ich möchte hierbei das Konzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) vorstellen.

BNE soll es den heutigen und zukünftigen Generationen ermöglichen ein friedliches und solidarisches Zusammenleben in Freiheit und Wohlstand zu führen, trotz der globalen Ressourcenverknappung und den damit verbundenen Verteilungsproblemen. Alle Menschen sollen dabei unterstützt werden andere Möglichkeiten einer nachhaltigeren Zukunft zu entwickeln.
Ziele sind die Entwicklung der kritischen Reflexion, systematisches und zukunftsorientiertes Denken und die nachhaltige Entwicklung fördernde Handlungsweisen.

2002 wurde von der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Dekade für BNE von 2005 – 2014 beschlossen. Ziel dieser UN-Dekade ist es, durch Bildungsmaßnahmen zur Umsetzung der Agenda 21 beizutragen und die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung weltweit in den nationalen Bildungssystemen zu verankern.

Laut UNESCO müssen die folgenden Themenbereiche zusammenwirken, um eine BNE zu ermöglichen:

    • Gleichstellung von Frauen und Männern
    • Gesundheitsförderung
    • Umweltschutz
    • ländliche Entwicklung
    • Friede und humanitäre Situation
    • nachhaltiger Konsum
    • kulturelle Vielfalt
    • nachhaltige Stadtentwicklung

Weiters veröffentlichte die UNESCO auch pädagogische Prinzipien:

    • interdisziplinär-fächerübergreifendes Zusammenwirken
    • werteorientiert
    • sensibilisierend für kulturelle Unterschiede
    • problemlösungsorientiert
    • methodisch vielfältig
    • partizipatorisch
    • lokal relevant unter der Berücksichtigung der Lebenswirklichkeit der Lernenden

Österreichische Strategie zur BNE 2

2008 wurde die „Österreichische Strategie zur BNE“ von diversen Ministerien in den Ministerrat eingebracht und beschlossen.
Durch diese Strategie soll das nachhaltige Bewusstsein bei den Schüler*innen als auch bei den Lehrkräften unterstützt und durch diverse Akteur*innen vernetzt werden.
Dafür gibt es folgende relevante Elemente:

    • Verankerung im Bildungssystem
    • Partnerschaften und Netzwerke
    • Kompetenzentwicklung der Lehrenden
    • Forschung und Innovation
    • Entwicklung von Szenarien
    • Monitoring und Evaluation

Fazit

Es ist unabdinglich Nachhaltigkeit im Unterricht fix zu verankern. Nur so kann man den/die kleine/n Einzelne/n für Veränderung gewinnen, denn wie man aus dem Beispiel von Maja Göpels sehen kann, sind es meist die Großunternehmer, die versuchen die Welt zu retten und im Hintergrund Geschäfte führen, die genau zum Gegenteil führen.

 

Autorin: Brenner Katharina

Quellen:

Maja Göpels, Unsere Welt neu denken: Eine Einladung, Kapitel: Natur und Leben

2 https://www.faz.net/aktuell/wissen/was-sind-die-gruende-fuer-das-bienensterben-
  17640428.html

3 https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/ba/bine.html