Anerkennung
Anerkennung und ihr Platz in der Organisationsgestaltung
Anerkennung ist der Bindestoff unserer sozialen Strukturen. Der Mensch wäre ohne Bezogenheit als Kulturwesen nicht denkbar. Als solches ist er auf Anerkennung angewiesen. Zwei Formen von Anerkennung können mitunter grundlegend unterschieden werden – Selbstanerkennung und Anerkennung von außen. Wir nennen es in Folge soziale Anerkennung. Selbstanerkennung dient vor allem der Aufrechterhaltung von Autonomie und persönlicher Integrität. Soziale Anerkennung hingegen weist uns Bedeutung als Individuum im Ganzen zu und ermöglicht uns überlebensnotweniges Eingebundensein. Beide Formen von Anerkennung sind für die gedeihliche Existenz Einzelner als auch für die Gemeinschaft von grundlegender Bedeutung.
Selbstanerkennung und soziale Anerkennung bedienen sich unterschiedlicher Formen („Währungen“). Dies bezieht sich darauf, wie Anerkennung vermittelt werden kann. In den nächsten Monaten wird dazu in den hier erscheinenden Artikeln unter folgenden Überschriften Bezug genommen:
- Anerkennung als Grundlage der physischen und psychischen Existenz
- Selbstanerkennung als Notwenigkeit zur Aufrechterhaltung der persönlichen Autonomie
- Anerkennung als Grundlage für soziale Orientierung
- Anerkennung als Instrument für Manipulation und zur Steuerung sozialer Systeme
- (Nicht-) Anerkennung als (Generationen-) übergreifendes soziales Phänomen
An den Anfang der neuen Serie möchte ich einige grundlegende Gedanken zum Thema Anerkennung stellen. Die sozial-psychologische Komponente von Anerkennung ist ein zentrales Element für die Entwicklung von Personen und Gemeinschaften. Für die positive Entwicklung von Menschen ist es notwendig, dass sie die Erfahrung tragfähiger Beziehungen machen. Für Menschen soll es möglich sein die Erfahrung des grundsätzlichen Angenommenseins zu machen, abseits von Anforderungen und Leistung. Ein solches Angenommensein ist geprägt durch Akzeptanz, relative Sicherheit und die positive Grundhaltung einer zugewandten Person. Diese Kriterien von sozialen Bindungen sind nicht nur in jungen Jahren von Bedeutung, sondern die ganze Lebensspanne hinweg. Sie fördern Haltungen und Fähigkeiten die für den leistenden Menschen in Organisationen von hoher Bedeutung sind.
Nachgewiesener Maßen sind sich ausreichend anerkannt fühlende Menschen in Krisen belastbarer und erkennen solche oft als Notwendigkeit überfälliger Veränderungen. Weiters können solche Menschen Probleme nicht nur als Stress sondern auch als Herausforderung sehen, können auf Fähigkeiten und Stärken besser zugreifen und akzeptieren laufende Veränderungen als natürliche Bedingung des Lebens.
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass ein ausreichendes Maß an Anerkennung günstige Auswirkungen auf folgende Faktoren ausübt: [] Optimismus, [] Akzeptanz (von Tatsachen), [] Lösungsorientierung, [] Selbstwirksamkeit, [] Übernahme von Verantwortung, [] Netzwerkorientierung, [] Zukunftszugewandtheit.
© 2009 Mag. Josef Eisner